Hilfeleistungskontingent übt den überregionalen Hochwasser-Einsatz

26.07.2025
Feuerwehr

Hilfeleistungskontingent des Berchtesgadener Landes zu zweitägiger Übung unterwegs

Großschadenslagen und Katastropheneinsätze erfordern den Einsatz von Feuerwehren auch außerhalb ihres angestammten Einsatzgebietes. Ein Feuerwehrhilfeleistungskontingent mit Unterstützungskräften von Technischem Hilfswerk (THW), Bundeswehr, Bayerischem Roten Kreuz (BRK) und Malteser Hilfsdienst (MHD) machte sich auf den Weg zu einer mehrtägigen Übung in den Landkreis Rosenheim zu einem fiktiven Einsatzszenario „Hochwasser“. Bei der Kontingentübung, geleitet von der Unteren Katastrophenschutzbehörde und der Kreisbrandinspektion Berchtesgadener Land, hatten die Mitglieder der eingesetzten Feuerwehren und der unterstützenden Einheiten die Möglichkeit, die neu beschafften Katastrophenschutz-Ausstattungen des Landkreises und des Freistaats Bayern kennen zu lernen.

Oftmals reichen die eigenen, lokalen Einsatzkräfte nicht aus, um einen Katastrophenfall zu bewältigen. In solchen Fällen werden Hilfeleistungskontingente, also eine Gruppe ausgewählter Einsatzkräfte verschiedener Rettungs- und Hilfsorganisationen aus anderen Regionen, zur Unterstützung an den betroffenen Ort entsandt.

Typischer Weise sind diese Kontingenteinsätze mehrtägig und dauern zwischen 48 und 72 Stunden. Neben der fachlichen Expertise muss der Einsatz logistisch gut geplant sein. Denn das Hilfeleistungskontingent sollte seine Ausrüstung autark bedienen und sich über den Einsatzzeitraum selbst versorgen können.

Im Rahmen der Vorgaben des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes hat auch der Landkreis BGL mehrere Feuerwehr-Hilfeleistungskontingente aufgestellt. Um die geforderten Fähigkeiten zu prüfen und eine Verlegung in überörtliche Einsatzräume zu üben, marschierten Einheiten des heimischen Kontingents „Hochwasser-Pumpen“ am vergangenen Freitag in den Raum Rott a. Inn, Landkreis Rosenheim. 

Vorauskommando erkundet die Lage und errichtet Basiscamp

Bereits am Freitagvormittag setzte sich ein Vorauskommando, bestehend aus Mitgliedern der Kreisbrandinspektion, der Führungsgruppe Katastrophenschutz des Landratsamtes, des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr, Feuerwehr-Einheiten aus Bad Reichenhall, Bischofswiesen und Freilassing sowie des Malteser Hilfsdienstes mit neun Einsatzfahrzeugen zur Erkundung des Einsatzraumes in Richtung Rott a. Inn in Bewegung. Zudem bestand die Aufgabe darin, im Rahmen der Selbstversorgung des Kontingents mit Unterkunft, Verpflegung und Treibstoff für die nachrückenden Kräfte des Hauptkommandos einen Versorgungsstützpunkt einzurichten. 

Bei dieser Kontingentübung diente das Katastrophenschutz-Übungsgelände des Medizinischen Katastrophen-Hilfswerkes Deutschland (MHW) in Eisenbartling/Tuntenhausen, das dem Landkreis Berchtesgadener Land für die Errichtung eines Basiscamps zur Verfügung gestellt wurde, als Versorgungsstützpunkt.

Hauptkommando rückt im Konvoi in betroffenes Einsatzgebiet

Unter der Leitung der Kreisbrandinspektion marschierte dann am Freitagmittag das Hauptkontingent, bestehend aus weiteren 15 Einsatzfahrzeugen, als geschlossener Verband vom Sammelpunkt am Feuerwehrgerätehaus Laufen direkt in den Einsatzraum zum Inn-Kraftwerk Feldkirchen. Die Marschkolonne wurde dabei durch ein eigenes Verkehrssicherungskommando abgesichert.

Am Kraftwerk wurden die Einsatzkräfte bereits vom Führer des Vorkommandos und der örtlich zuständigen Freiwilligen Feuerwehr Hochstätt erwartet und umgehend in die Lage eingewiesen. 

Kontingentübung mit 5 Ausbildungsstationen

Anstatt des Hochwassereinsatzes wartete am Kraftwerksgelände eine Stationsausbildung mit fünf Ausbildungsschwerpunkten:

An der ersten Station demonstrierte die Feuerwehr Laufen unter Beteiligung der Übungsteilnehmer die Leistungsfähigkeit der, im vergangenen Jahr angeschafften, Hochleistungspumpe, mit der bis zu 10.000 Liter Wasser pro Minute abgepumpt werden können. Zudem führte das THW eine leistungsstarke Tauchpumpe vor, die mittels LKW-Ladekran eingesetzt werden kann.

An der zweiten Station wurde das Auspumpen von großen Wassermengen aus vollgelaufenen Garagen oder Kellern mit dem „Modularen Gerätesatz Hochwasser“ vom Freistaat Bayern, bestehend aus leistungsstarken Schmutzwasserpumpen und stationiert bei der Feuerwehr Anger, geübt.

Das blitzschnelle Auf- und Abbauen des mobilen Hochwasserschutzes „Boxwall“ war das Ziel an einer weiteren Station. Durch die Flexibilität des Systems kann sehr schnell eine Schutzwand zum Schutz für Gebäude oder vor über die Ufer tretenden Bächen und Flüssen aufgebaut werden.

Bei der vierten Station musste mit Unterstützung der BRK-Kräfte eine abgestürzte Einsatzkraft aus schwierigem Gelände gerettet und versorgt werden.

Welche Kräfte sind wo im Einsatz? Wo wird weitere Hilfe in welcher Form benötigt? An der fünften Station fokussierte sich alles auf die Einsatzleitung und die Einsatzkommunikation. Hier wurde auch die örtlich zuständige Freiwillige Feuerwehr Hochstätt unterstützend tätig. 

Nach drei Stunden Ausbildung zogen die Einsatzkräfte zum Basiscamp ab. Dort wurden die vom Vorkommando vorbereiteten Unterkünfte bezogen, alle Einsatzkräfte durch die Verpflegungsgruppe des Malteser Hilfsdienst verpflegt und für den darauffolgenden Tag alle Vorbereitungen getroffen. 

Tag 2: Versorgung der Einsatzfahrzeuge und Abbau des Basiscamps

Am nächsten Morgen wurden nach dem Frühstück die Unterkünfte zurückgebaut und die Einsatzfahrzeuge an einer, durch die Feuerwehr Freilassing vorbereiteten, mobilen Tankstelle betankt. Nach einem Abschlussappell wurden die Einsatzkräfte mit ihren Fahrzeugen an ihre Heimatstandorte in Marsch gesetzt.

Mit dem Fazit „Übungsziel erreicht“ wurde die Übung erfolgreich und unfallfrei abgeschlossen. Die Erkenntnisse aus dieser Übung fließen in die weiteren Katastrophenschutzplanungen des Landkreises und in die Führungsausbildung der Kreisbrandinspektion ein.

Aus dem Landkreis nahmen Kräfte der Feuerwehren Ainring, Anger, Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Bischofswiesen, Freilassing, Königssee, Laufen, Piding, Teisendorf, der Kreisbrandinspektion, des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr, vom BRK, vom THW, vom Malteser Hilfsdienst sowie von der Unteren Katastrophenschutzbehörde an der Übung teil.

Text: KFV-BGL

Weitere Fotos: KFV-BGL